Es ist die Geschichte eines traditionsreichen Ortsvereins im Landkreis. Sie begann im Jahre 1903, zu einer Zeit, als Altenplos etwa 450 Einwohner zählte. Der überwiegende Teil der Bevölkerung waren Arbeiter, die in bitterer Not lebten. Für den Arbeiterstand kannte die sogenannte "gute alte Zeit" nur Armut, soziales Elend und Demütigungen. Es war daher zwangsläufig, daß der sozialdemokratische Gedanke von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit auch in Altenplos Fuß faßte und zur Gründung der Sektion Altenplos der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands führte. Unter den Gründungsmitgliedern - es waren deren fünfzehn - waren altbekannte und vertraute Altenploser Namen, wie Schönauer, Hübner, Hupfer, Weidner und Weiß, um nur einige zu nennen. Sie waren überwiegend Handwerker, Müller, Schreiner, Häfner und Holzhauer, aber auch Hilfsarbeiter, insbesondere Kultur- und Tiefbauarbeiter waren darunter.
Zu ihren Vorsitzenden wählten die fünfzehn Gründer den Müller Johann Schönauer. Als Parteilokal wurde das Wirtshaus in Grüngraben bestimmt, das es auch heute noch ist. Es war ein gewagtes Unterfangen, sich im königlichen Bayern offen zu Sozialdemokratie zu bekennen. Ein "Sozi" hatte in der damaligen Zeit überall mit Schwierigkeiten und Schikanen zu rechnen. Bei der Ableistung des Wehrdienstes, bei den Behörden und im Berufsleben. Bei Entlassungen waren sie die ersten, die gehen mußten. Sie wurden bei allen Anlässen gemaßregelt und nicht selten mit Freiheitsstrafen belegt. Bezeichnend für die Situation in jenen Tagen ist folgende Begebenheit:
Das Gründungsmitglied der SPD, Adam Kastner, war gestorben und sollte zum Friedhof geleitet werden. Da Kastner auch Mitglied der Veteranenvereinigung war, sollten diese die Träger stellen. Der SPD-Ortsverein hatte seinem verstorbenen Mitglied einen Kranz mit roter Schleife zugedacht. Als die Veteranen jedoch diese rote Schleife entdeckten, rückten sie sofort ab und vergaßen die selbstverständlichste aller Pflichten, einem Toten die letzte Ehre zu erweisen, der noch dazu einer der ihren gewesen war. Und so stellten die Mitglieder des SPD-Ortsvereins die Träger und geleiteten den Toten zum Friedhof.
Aber trotz aller Widerstände wuchs der Ortsverein. Immer mehr Mitglieder erkauften sich das Bürgerrecht mit Wahlrecht zu dem für einen Arbeiter der damaligen Verhältnisse hohen Preis von 11,34 Mark, um den Einfluß der Partei auf die Politik des Landes zu stärken und zu mehren. Und sie hatten Erfolg; bei den Gemeindewahlen im Jahre 1912 wurde erstmals der Kandidat des SPD-Ortsvereins, der Schreiner Johann Hübner, zum Bürgermeister gewählt. Dieses Ereignis ist umso bemerkenswerter, als Johann Hübner der erste frei gewählte sozialdemokratische Bürgermeister in Bayern war. Aber: die Obrigkeit erkannte ihn nicht an. Sie dachte nicht daran, den Volkswillen zu respektieren und die Wahl wurde nicht bestätigt. Ein zweiter und auch ein dritter Wahlgang brachten das gleiche Ergebnis mit der gleichen Reaktion von oben. Ein vierter Wahlgang war nötig, um schließlich einen Unabhängigen zum Bürgermeister zu küren. Der erste Weltkrieg beendete jede weitere Entwicklung. Von den Altenploser Sozialdemokraten sind 16 im Felde geblieben; einige kehrten als Schwerkriegsverletzte zurück. Nach der Niederlage von 1918 wurde bereits am 25. Dezember 1918 die erste Mitgliederversammlung abgehalten.
Der Ortsverein stellte von 1919 bis 1927 den Bürgermeister. Daran anschließend bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 bekleidete ein vom SPD-Ortsverein nominierter Unparteiischer dieses Amt.
Während der ganzen Zeit von 1912 bis 1933 hatte die SPD die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Ein Höhepunkt ihrer Arbeit war der Bau der Wasserleitung im Jahre 1929. Auch im überörtlichen Bereich war der Ortsverein erfolgreich; der Maurerpolier Konrad Schönauer war lange Zeit Mitglied des Kreistages und dort Vorsitzender der SPD-Fraktion.
Nach der berüchtigten Machtübernahme durch Hitler und dem Verbot der SPD bekamen die Altenploser Sozialdemokraten den Haß der Nazis bald zu spüren. Am 8. März 1933 wurde Konrad Schönauer und wenige Tage später sein Bruder Johann Schönauer wegen angeblicher "Gefährdung ihrer persönlichen Sicherheit" verhaftet. Nach ihrer Haftentlassung am 1. Mai 1933 mußten sich beide zwei Jahre lang jeden Freitag um 19 Uhr auf der Gendarmeriestation Heinersreuth melden. Ein anderes Mitglied des Ortsvereins, Fritz Schönauer, ein Sohn von Konrad Schönauer, mußte über ein halbes Jahr Haft im Konzentrationslager Dachau über sich ergehen lassen. Einer erneut drohenden Verhaftung im Jahre 1935 konnte er nur durch Flucht ins Ausland entgehen. Für die Familien dieser politisch Unzuverlässigen, wie sie von den Nazis eingestuft wurden, begann eine schwere Zeit, sogar ihren Kindern setzte man zu. Aber: es gab auch Lichtblicke in dieser dunklen Zeit, mancher NS-Parteigenosse half, wo er als Linientreuer nicht hätte helfen dürfen; auch das hat sich ereignet und verdient festgehalten zu werden.
Nach dem Zusammenbruch fand am 2. Dezember 1945 im Vereinslokal in Grüngraben die Neugründungsversammlung statt. Der Ortsverein half, wo er konnte, die geistigen und materiellen Trümmer des unseligen Krieges zu beseitigen. Im Ortsverein war man bemüht, erduldetes Unrecht vergessen zu machen und Trennendes auszuräumen.
Auch die Geschicke der Gemeinde Altenplos wurden wieder in die Hände der Sozialdemokraten gelegt. Sie stellten von 1946 bis zur Eingemeindung in die Einheitsgemeinde Heinersreuth am 01.01.1978 die Bürgermeister, jeweils mit einer Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat. Der letzte Bürgermeister der selbständigen Gemeinde Altenplos war Hans Hirschmann; er übte dieses Amt vom 01. September 1964 bis zum 31. Dezember 1977 aus.
Mit Bildung der Einheitsgemeinde Heinersreuth bis zum 30.04.1990 stellten die Altenploser Sozialdemokraten jeweils 5 Gemeinderäte, darunter den 2. Bürgermeister.
1990 beschloß die Mehrheit des Gemeindewahlausschusses mit Stimmen der CSU, REP und FWG, daß kein gültiger Wahlvorschlag der SPD Heinersreuth vorliegt, und somit die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD nicht zur Gemeinderatswahl zugelassen werden. Die Vertreter der drei Parteien mißachteten dabei die Empfehlung des Bayerischen Innenministeriums und anderer führender Wahlrechtler wie Dr. Büchner, die SPD zur Wahl zuzulassen.
Von politischer Seite, aber auch aus privatem Interesse, wurden alle möglichen Verzögerungstaktiken praktiziert Neuwahlen zu verzögern. Über zwei Jahre dauerte der lange Weg durch die Instanzen, bis zum Bundesverwaltungsgericht in Berlin. Endlich, dann am 31. Mai 1992 die Neuwahl, mit der die SPD wieder die bestimmende Kraft im Gemeinderat Heinersreuth wurde.
Zur Zeit vertreten aus dem SPD-Ortsverein Altenplos Ingrid Kohler, Elisabeth Linhardt und Gernot Schönauer, als Mitglieder der SPD-Fraktion, die örtlichen Interessen im Heinersreuther Gemeinderat.
Unter maßgeblicher Beteiligung der Sozialdemokraten entwickelte sich Altenplos zu einer Wohngemeinde mit hohem Wohnwert. Neben einer gesicherten Wasserversorgung wurden schon frühzeitig eine moderne Volksschule mit Turnhalle, ein Kindergarten sowie das Jugend- und Freizeithaus geschaffen, und mit der Nachbargemeinde Neudrossenfeld eine, auch den Erfordernissen der Zukunft entsprechende, vollbiologische Abwasserbeseitigungsanlage errichtet.
Aber nicht nur kommunalen Aufgaben fühlten und fühlen sich die Mitglieder des SPD-Ortsvereins verpflichtet. In jährlich mehreren öffentlichen Versammlungen werden die Einwohner über Politik in Kreis, Land und Bund informiert und anschließend wird mit ihnen darüber diskutiert.
Eine Jungsozialistengruppe vertrat viele Jahre die Interessen der Dorfjugend und sorgte auch im Ortsverein für frischen Wind. Zur Zeit ist es fast windstill - leider.
Brauchtumspflege: Alljährlich wird am Vorabend des 1. Mai ein Maibaum aufgestellt und dem Tag der Arbeit, durch eine sich anschließende Kundgebung, die geschichtliche Bedeutung bezeugt.
Fröhlichsein und Feiern kommen ebenfalls nicht zu kurz, wie z.B. Tanz in den Mai, Grillfeste und Weihnachtsfeier zeigen.
Das 100jährige Jubiläum unseres Ortsvereines konnten wir am 21.03.2004 in der Altenploser Schulturnhalle in einem würdigen Rahmen mit sehr vielen Freunden - darunter auch mehrere prominente Gäste - feiern.
Folgende Vorsitzende lenkten seit 1903 die Geschicke des SPD-Ortsvereins Altenplos:
In der über 100-jährigen Geschichte des Altenploser SPD-Ortsvereins verstanden sich dessen Frauen und Männer immer als Sachwalter der Bürgerinteressen, wobei die soziale Gerechtigkeit stets im Mittelpunkt stand. Das wird auch in Zukunft so bleiben.
gez. Hans Beck, erstellt um das Jahr 2005